Historische Entwicklung

Geschichte

DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG HOLZWEILERS 898 – 1972

 Das heutige Holzweiler  wurde vermutlich  zur Zeit der Merowinger gegründet, in der Zeit der Landnahme und frühen Ausbauzeit. Hierzu gibt allerdings keinen belastbaren Nachweis.

Am 04. Juni 898 tritt Holzweiler in das helle Licht der Geschichte, König Zwentibold, schenkt dem Essener Damenstift „Astnide“ die Pfarrei Holzweiler mit allem Besitz und allen Pfründen.

In der Zeit zwischen dem 10.-12. Jahrhundert gibt es kaum belastbare Informationen, dennoch ist die Annahme berechtigt, dass die Entwicklung der Siedlung und Feldflur zügig voran schritt.

Im 10. Jahrhundert ist auch die erste Holzkirche zu vermuten, im 11./12. Jahrhundert entstand die 2. Kirche deren Schiff und Chor erst 1859 abgebrochen wurde.

Der erste feststellbare geistliche Herrscher in Holzweiler, dem damaligen „Holtvilare“, ist der vom Essener Stift eingesetzte „Pelegrimus“, der die Leitung der Pfarre bis zu seinem Tode im Jahre 1315 ausübt.

1197 wird zum ersten Mal der Eggerather Hof erwähnt.

1224 überträgt die Äbtissin des Essener Damenstiftes die Pfarre mit dem gesamten Vermögen an das Herrenkapitel des Stiftes Essen, da sie sich immer öfter mit den Pfarrherrn in Holzweiler auseinandersetzen muss.

Es beginnt eine wechselvolle Zeit, da nach römischem Recht der Papst das Recht hat, unter bestimmten Bedingungen die Pfarrverwalter zu bestimmen und dies auch tut so kommt es vor, daß diese Verwalter nicht immer mit den Vorstellungen des Essener Stiftes in Einklang gebracht werden können.

1233, Otto, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern, dem die weltliche Gerichtsbarkeit in Holzweiler unterstand, überträgt die Vogtei Holzweiler zum Lehen an den Grafen Wilhelm zu Jülich, somit war Holzweiler (Holwilare) Teil der Grafschaft.             

Das Amt Kaster bildet Dingstühle ( Gerichtsbezirke), darunter auch Holzweiler mit den Dörfern Immerath, Lützerath, Pesch und Spenrath.

Dingstuhl Holzweiler im Jülicher Amt Kaster

Im Jahre 1341 wird der Roitzerhof zum ersten Mal urkundlich als Rittergut erwähnt.

Dadurch, daß der Pfarrer von Holzweiler auf einer Pilgerreise in der Nähe von Rom verstirbt, erhält der Papst erneut das Recht den Pfarrherrn von Holzweiler zu bestimmen. Er ernennt daraufhin den Phillipus, Bischof von Ostia, zum Pfarrherrn von Holzweiler. Dieser ist mit Sicherheit nie in Holzweiler gewesen und hat sich durch sogenannten Vicekuraten in Holzweiler vertreten lassen.

Im 14. Jahrhundert wütet vermutlich auch die damalige Geißel der Menschheit -die Pest- in Holzweiler, hier erleidet die Entwicklung des Ortes herbe Rückschläge.

In dieser Zeit wird auch das Gasthaus (Armenhospital) errichtet, die spätere Georgiuskapelle.

1560 wird der Weyer Hof zum ersten Mal urkundlich erwähnt, in dieser Zeit entstehen vermutlich auch die ersten Fußfälle, das Hagelkreuz und die Georgiuskapelle. Auch gibt es im Jahre 1560 den ersten Nachweis, dass eine Schule existiert.

1585 wird als Schutz vor den in dieser Zeit umherziehenden Kriegshorden ein neuer Dorfgraben um das Dorf gelegt. In diese Zeit hinein scheint auch die Umwandlung der damaligen Gebetsbruderschaft vom Benefizium Mariae Virginae (B.M.V.) in eine Wehrbruderschaft (Schützenbruderschaft) gefallen zu sein. Somit könnte das Jahr 1600 als Jahr angenommen werden, in dem Kurfürst Ernst von Bayern, damals ebenfalls Fürsterzbischof von Köln, tatsächlich in Holzweiler Schützenkönig war und hierzu den bis heute erhaltenen silbernen Vogel der Königskette stiftete. Daß diese Bruderschaft in dieser Zeit Bestand hatte, bestätigt eine Schützenliste aus dem alten Amt Kaster, in der die wehrhaften Schützen aus Holzweiler aus dem Jahre 1605 aufgelistet sind.

Um 1700 brennt der Fronhof ab, er wird nicht wiederaufgebaut.

Im 18. Jahrhundert entwickelt sich das Dorf langsam zu einer selbstständigen Gemeinde, wozu Hofverband, Gerichtsbarkeit und Kirche insgesamt beigetragen haben.

Der dreißigjährige Krieg im 18. Jahrhundert geht auch an Holzweiler nicht spurlos vorüber. Der Ort wurde mehrmals gebrandschatzt. Die Bevölkerung hatte unterirdische Gänge angelegt, in die sie sich bei den Überfällen zurück ziehen konnte. In diesen Jahren versank auch die Holzweiler Mühle in Schutt und Asche.

 In der Neuordnung nach dem „Westfälischen Frieden“ unterstellt Pfalzgraf Carl – Ludwig die Vogtei Holzweiler erneut dem Herzog von Jülich und dem Jülicher Obergericht in Kaster. Dies wird eine lange und relativ ruhige Zeit unter der Jülicher Landesherrschaft.

1736 vernichtet ein großes Feuer fast den ganzen Ort, aber man hat trotz dieses traurigen Ereignisses, die Möglichkeit auch von der Bausubstanz her neu beginnen zu können. Der heutige alte Ortskern entspricht im Wesentlichen dem Siedlungsbild um 1800.

1787 wird die „Rosenkranzbruderschaft“ gegründet. Jedes Haus bzw. jede Familie stellt ein Mitglied dieser neu gegründeten Gebetsbruderschaft. Man hatte damals erkannt, daß das gemeinsame Gebet für die Gemeinde und die Gemeinschaft im Ort wieder notwendig geworden war.

1794 auch die Säkularisation macht vor Holzweiler nicht Halt. Der Besitz der Kirche wird beschlagnahmt. Im Jahre 1794 wird die alte Landesherrlichkeit Kaster mit dem Dingstuhl Holzweiler aufgelöst. Holzweiler wird zunächst selbständige Gemeinde, später jedoch der „Mairie“ (Bürgermeisterei) Immerath zugeschlagen.

Holzweiler im Jahre 1807

Im Jahre 1814 beseitigen alliierte Truppen die französische Fremdherrschaft, die mit ihren revolutionären Ideen eine große Wende in der Geschichte von Holzweiler zur Folge hatte

In der preußischen Neuordnung der Verwaltungsbezirke wird Holzweiler erneut der Bürgermeisterei Immerath zugeordnet. Der Traum von der Selbständigkeit bleibt für Holzweiler unerfüllt.

1820 Umbau der ehemaligen Georgiuskapelle zu einer Schule.

1824 ließ Pfarrer Freibeuter das Pfarrhaus großzügig ausbauen.

1825 entsteht eine große  Unruhe in Holzweiler, nachdem die Erzbischöfliche Behörde in Köln, der die Pfarrgemeinde damals untersteht, die Aufzüge der Schützen verboten hatte. Es kommt zu großen Auseinandersetzungen zwischen dem Kirchenvorstand einerseits und der Bruderschaft und großen Teilen der Bevölkerung andererseits. Der Kirchenvorstand will sogar das Königssilber veräußern, um damit die Renovierung der Kirche fortsetzen zu können. Hier wird dann seitens einiger Mitglieder der Bruderschaft der königliche Landrat eingeschaltet, der nach Prüfung der Eigentumsrechte dann die Kirchengemeinde auffordert, daß bereits eingezogene Schützensilber wieder an die Bruderschaft auszuhändigen. Dies kann dann im Jahre 1828 durch den neuen Brudermeister Wilhelm Bläsen durchgesetzt werden.

1837 Ausbruch des Nervenfiebers, eine Viruserkrankung, in Holzweiler mit vielen Toten.

1844 Es wird eine neue Schule gebaut.

1845 Pfarrer Johann – Peter  Freybeuter stellt fest, dass die Pfarrkirche zu klein ist. Bei den sonntäglichen Gottesdiensten müssen die Gläubigen teilweise vor den Portalen den Gottesdiensten folgen. Dies lässt bei ihm den Wunsch heran reifen, eine neue, größere Kirche zu bauen. Leider kann er dies nicht mehr verwirklichen und belegt deshalb sein Testament mit erheblichen Mitteln für einen Kirchenneubau, den sein Nachfolger Landdechant Peter Bono dann verwirklichen kann.

1847 wird Holzweiler endlich selbständige Gemeinde in der Bürgermeisterei Immerath, ein lang gehegter Wunsch geht in Holzweiler in Erfüllung.

1850 Gründung des Kirchenchores, der sich anfänglich Männergesangsverein nannte.

1855 wird ein Kirchenbauverein zur Errichtung einer neuen Pfarrkirche gegründet. Leider kam jedoch dieser Kirchenbauverein nicht so richtig zum Zuge. Deshalb wurde in einer Vereinbarung zwischen der Pfarrgemeinde und der Zivilgemeinde ein für heutige Verhältnisse undenkbares Verfahren gewählt. Die Zivilgemeinde gab der Kirchengemeinde ein Darlehen, dessen Ablösung auf die katholischen Bürger umgelegt wurde. So konnte der Kirchenbau voran getrieben werden.

1856 wurde die „Communal-Chaussee“ zwischen Erkelenz und Jackerath fertiggestellt.

1857 Grundsteinlegung für die neue Kirche, im gleichen Jahr bildete sich der Männergesangsverein Liedertafel.

Am 10.Juni 1861 wurde durch Weihbischof Baudri aus Köln die neue Kirche geweiht, der Turm fehlt noch und soll später angebaut werden. Für Holzweiler war dies ein großer Festtag.

1866 gründen die Celitinnen aus Düren in einem Nebengebäude des Holzweiler Hofes ein „Klösterchen“, welches dann im Jahre 1870 durch einen stattlichen Neubau am Standort der heutigen Turnhalle ersetzt wird.

1876 Ein orkanartiger Sturm wütet in Holzweiler, über 100 zum Teil kräftige Bäume werden entwurzelt.

1879 Adam Hurtz gründete eine Schmiede, die sich zu einem größeren gewerblichen Unternehmen entwickelte. Gleichzeitig entstanden in dieser Zeit die Seilereien in Holzweiler.

1883 Großbrand in Holzweiler, wodurch 5-6 Scheunen und Stallungen zerstört wurden.

1891 wird die südöstlich von Holzweiler stehende Windmühle Opfer eines Blitzschlages und brennt ab.

1896 Gründung der Molkereigenossenschaft Holzweiler.

1900 wird die Schule durch einen Anbau erweitert und damit die Einrichtung einer 4. Klasse ermöglicht.

1903 Abbruch der alten Kirchturmspitze mit anschließendem Verkauf des Holzmaterials für 304 Mark.

1908 Einweihung des neuen Friedhofes auf der Landstraße.

1909 Anbindung des Dorfes an das neue Stromnetz, hiermit wurde auch in Holzweiler das Ende der Zeit der Öl- und Petroleumlampen eingeleitet.

1910 Großer Wiederstand eines großen Teiles der Bevölkerung gegen die Zusammenlegung von Grundstücken in der östlichen Gemarkung.

1911 bringt für den Ort ein glanzvolles Fest. Die St. Sebastianus Schützenbruderschaft feiert ihr dreihundertjähriges Jubiläum. In einem glanzvollen Festzug beteiligt sich fast der gesamte Ort an der Geburtstagsfeier der Bruderschaft.

1914 wird der alte Kirchturm abgerissen und der Grundstein für den neuen Turm gelegt.

Der erste Weltkrieg lähmt auch das Leben in Holzweiler. Nach Kriegsende sind 43 Gefallene zu beklagen.

1920 wird der erste Elternbeirat an der Volksschule gewählt. Im gleichen Jahr entsteht auf der Landstraße aus einer alten Seilerei eine Krautfabrik. Ebenfalls wird 1920 der Sportverein gegründet. Auf „Jüssens Wiese“ nimmt der SV – Holzweiler den Spielbetrieb auf. und erlebt eine wechselvolle Geschichte. Auch wird in diesem Jahr der Taubenzuchtverein „Wiedersehn – Holzweiler“ gegründet.

1921 Fertigstellung des Kirchturms, der Kostenvoranschlag von 1914 hatte sich von 44000 RM auf 240 000 RM erhöht.

1923 gründet sich das „Trommler – u. Pfeifercorps Holzweiler“.

1927 wird das Dorfzentrum an der Kirche neu gestaltet, die begradigte Landstraße führt seit dem über den südlichen Teil des ehemaligen Kirchhofes. Im gleichen Jahr ereignete sich eine Kesselexplosion in der Krautfabrik, es wurden  fünf Arbeiter verletzt und der 18 jährige Hubert Hohenforst getötet.

1930 wird in Holzweiler eine Zweigstelle der Kreissparkasse gegründet.

Im Jahre 1935 werden die alten Bürgermeistereien aufgelöst. Die selbständigen Gemeinden Keyenberg, Immerath, Borschemich und Holzweiler werden zum neuen „Amtsbezirk HOLZWEILER“ zusammengefaßt. Für die Gemeinde erfüllte sich endlich ein alter Traum.

1939 Der Zweite Weltkrieg mit seinem großen Elend kommt auch über Holzweiler.

Am 23. Februar 1945 wird Holzweiler nochmals von einem schweren Luftangriff heimgesucht. Als am 8. Mai 1945 dieser Krieg zu Ende geht, hat es in Holzweiler 47 Gefallene, 24 Vermißte und 7 Ziviltote gegeben.

Nach dem Krieg beginnt umgehend der Neuaufbau.

Nach dem zweiten Weltkrieg wird auch allmählich das Leben in Holzweiler wieder aktiv. Die englische Besatzungsmacht setzt den jungen Immerather Verwaltungsmann Johannes Schmitz als Gemeindedirektor ein. Diesem gelingt es, die Gemeinden Holzweiler, Immerath, Borschemich und Keyenberg zu einem Gemeindeverband zusammen zu fügen. So entstand die Verbandsgemeinde Holzweiler. In dieser Zeit konnten viele gute Projekte durchgeführt werden. Der Ausbau von Wirtschaftswegen, Kanalisation, Bau der Turnhalle, die Neukoordination des Grundschulwesens. Holzweiler war nunmehr der Mittelpunkt der Verbandsgemeinde. Verbandsbürgermeister wurde der „Herr vom Roitzerhof“ Franz Herfs.

Er bildete mit dem Bürgermeister von Holzweiler, Peter Immel, ein gutes Gespann für die Entwicklung des Ortes.

So wurde zunächst die Bauernsiedlung in der Hellenstraße erstellt und nachher die Siedlung „Im Kamp“ ins Leben gerufen.

1961 wird die Krautfabrik geschlossen.

1968 wird die Molkereigenossenschaft aufgelöst.

1972 brachte die kommunale Neugliederung dann einen erneuten Einschnitt in das Leben der Gemeinde. Nach vielen Verhandlungen wurde die Gemeinde Holzweiler als Stadtteil der Stadt Erkelenz eingemeindet.

Fortsetzung folgt …

Bleiben Sie neugierig!