Borschemich

Wissenswertes über Borschemich

Borschemich befand sich, bis zu seiner Abbaggerung durch die Braunkohlebagger des Tagebaus Garzweiler II, nord-östlich von Holzweiler.

Alt-Borschemich war ein ländlich geprägter Stadtteil der Stadt Erkelenz.

Der Ort lag im Abbaugebiet des Tagebaus Garzweiler und wich diesem schrittweise bis 2017, da auf dem Gebiet des Dorfes die Braunkohleförderung 2018 begann. Die Umsiedlung der Bewohner begann 2007 und erfolgte nach Borschemich (neu) als neuer nördlicher Stadtteil von Erkelenz westlich von Mennekrath.

Als Birsmiki wurde der Ort erstmals im Jahr 898 urkundlich erwähnt. 1396 erschien der Name als Bursmich. 1560 und 1628 wurde der Ort auch Borssenbeck genannt. Ab 1618 setzt sich aber der Name Borschemich durch.

Die Deutung des Ortsnamens ist nicht eindeutig zu klären. Das Grundwort -mich bedeutet Bach und könnte auf die Köhm hinweisen, die im frühen Mittelalter ein stärkeres Gewässer war. Es wird vermutet, dass der Name “Borssenbeck” eventuell in der “mittelalterlichen Rodungszeit der ursprünglich Name der Köhm” gewesen und dieser Name in Borschemich eingeflossen sei.

Schon in der Römerzeit besiedelten die Menschen diesen Ort. 1931 entdeckte man  die Trümmerstätte einer römischen Landsiedlung; eine Trümmerstätte südlich von Borschemich weist auf eine Besiedlung im 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. hin, 1853 entdeckten Arbeiter Schüsseln und Trinkgefäße eines römischen Grabes. 

Im Zuge der archäologischen Forschungen vor dem Tagebauabriss haben Archäologen im Jahre 2013 aus der römischen Epoche der Germania inferior eine villa rustica und vier Brandgräber ausgegraben. Die Gräber wiesen bedeutende Funde auf: Reste einer Chalzedonschale, bronzenes Waschservice und Götterdarstellungen auf einem mit Schildpatt ummantelten Kästchen.

898 schenkte König Zwentibold von Lothringen dem Stift Essen ein Königsgut in Borschemich. 138 Jahre blieb das Stift im Besitz dieses Gutes. Am 10. Januar 1027 ging Borschemich im Zug eines Landausgleichs zwischen dem Erzbischof in Köln und den Äbtissinnen in Essen in den Besitz des Erzbistums über. Kurze Zeit später erwarb das Stift Kaiserswerth durch kaiserliche Schenkung die Grundherrschaft in Borschemich, die sie bis Mitte des 15. Jahrhunderts behielt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verfügte das Herzogtum Jülich über die Güter des Stifts.

Von 1431 bis 1803 war auch die Benediktiner-Abtei Gladbach (Mönchengladbach) in Borschemich im Besitz eines Gutes.

Im Ort war ein Rittergeschlecht begütert. Erstmals wurde es 1239 als von Birsmich erwähnt. 1289 war der Ritter Gottschalk von Birsmich Gerichtsherr. Um 1400 starb dieses Geschlecht aus. Bis 1837 befand sich das Rittergut Haus Borschemich in adeligem Besitz.

Im 13./14. Jahrhundert gelangte Borschemich an das Herzogtum Jülich, das die Belange der Klostergebiete überwachte, schützte und vertrat. Zunächst bildete das Dorf mit dem benachbarten Holz die Dingbank Borschemich, die dem Amt Grevenbroich unterstand. 1500 besaß das Gericht Borschemich ein eigenes Schöffensiegel, auf dem der Heilige Martin als Reiter mit Bettler abgebildet war.

1554/55 wurde Borschemich in den Dingstuhl Otzenrath eingegliedert. 1586 hatten die Einwohner unter dem Einfall spanischer Truppen im Truchsessischen Krieg zu leiden.

1794 wurde Borschemich in die französische Mairie Kuckum (Kanton Erkelenz) eingemeindet.

1816 ging Borschemich in preußische Verwaltung über. Es war Bestandteil der preußischen Bürgermeisterei Keyenberg im Landkreis Erkelenz. 1848 erhielt die Ortschaft den Status einer Spezialgemeinde innerhalb der Bürgermeisterei.

1935 wurde die Bürgermeisterei aufgelöst und dem neuen Amt Holzweiler zugeschlagen.

Am 27. Februar 1945 nahmen während der Operation Grenade US-amerikanische Soldaten des 175. Regiments der 29. US-Infanterie Division das Dorf ein.

Am 1. Januar 1972 wurde Borschemich aufgrund des Neugliederungsgesetzes Aachen vom 21. Dezember 1971 in die heutige Stadt Erkelenz eingemeindet.

Seit 2006 wurde Borschemich aufgrund der Ausdehnung des Tagebaus Garzweiler umgesiedelt.

Der Abriss von Borschemich begann 2012 und wurde im Frühjahr 2017 abgeschlossen. Die Kirche St. Martinus wurde im November 2014 profanisiert. Im Dezember 2015 wurde Haus Paland abgerissen. Am 27. Februar 2016 kamen Borschemicher Bürger zusammen und fällten die historische Dorflinde, damit kein Fremder Hand an das trutzige Wahrzeichen des Dorfes legen konnte.

 Etwas mehr als 73 % der Bevölkerung war im Jahre 2001 katholisch, 14 % evangelisch. Die katholische Bevölkerung gehörte bis zur Auflösung der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Martin Borschemich, später der Gemeinschaft der Gemeinden Maria und Elisabeth Erkelenz an. Die evangelischen Gemeindemitglieder gehörten zur evangelischen Kirchengemeinde Otzenrath-Hochneukirch.

Wie in allen Dörfern der Erkelenzer Börde herrschte auch in Borschemich die Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle vor. In den Jahren 1799/1801 gab es hier 50 Familien, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Die einzelnen Höfe benötigten eine große Anzahl von Mägden und Knechten. Die Anzahl der Bauernhöfe reduzierte sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhundert. Bis 1970 arbeiteten nur noch 76 Menschen in landwirtschaftlichen Betrieben.

Die Entwicklung der Landwirtschaft gegen Ende des 20. Jahrhunderts führte auf den meisten Bauernhöfen zu einer Spezialisierung. Von einst 25 Landwirten wirtschafteten 2001 noch acht und 2006 noch drei. Das Gestüt Arab el Haira betrieb bis 2010 die Pferdezucht von Vollblutarabern.