Keyenberg

Wissenswertes über Keyenberg

Keyenberg befindet  sich nördlich von Holzweiler und befindet sich zur Zeit, wegen seiner drohenden  Abbaggerung durch die Braunkohlebagger des Tagebaus Garzweiler II, in der Umsiedlung.

Keyenberg ist ein ErkelenzerOrtsteil, der am östlichen Rande der Stadt liegt. Unmittelbar östlich des Dorfes verlief bis 2018 die A 61. Im Jahr 2017 wohnten noch 830 Menschen in dem Ort. Obwohl die ursprüngliche Bebauung des Ortes sich an zwei Ausfallstraßen orientiert, hat es durch einen zentralen Marktplatz, um den die abknickende Hauptstraße nach Erkelenz verläuft, und die angrenzende Kirche den Charakter eines Runddorfes. Hinter der Kirche im Norden des Ortes befindet sich der ehemalige Herrensitz Keyenberg.

Die ursprünglichen Straßen, in denen sich die alte Bebauung des Ortes aus dem 18. und 19. Jahrhundert befindet, sind die Straßen „Borschemicher Straße“ und „Holzweilerstraße“. Alle sich daran anschließenden Wohngebiete wurden in der späteren Zeit, zum großen Teil nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut.

Bis etwa 2010 war Keyenberg noch verhältnismäßig autark. Es besaß zwei Lebensmittelgeschäfte, einen Metzger und Bäcker, eine Dorfgaststätte, Kindergarten und Grundschule, Kleingewerbe und ein intaktes Vereinsleben. Seit die Braunkohlegrube dem Ort immer näher kommt und die Orte Borschemich und Immerath bereits umgesiedelt wurden, haben auch in Keyenberg Geschäfte geschlossen. So gibt es 2016 die beiden Lebensmittelgeschäfte nicht mehr.

Im Jahr 893 verfasste ein Mönch das Güterverzeichnis der Abtei Prüm, darin wird auch der Gutsbezirk Keyenberg erwähnt.

Er bestand aus 10 Hofstellen grundherrlich abhängiger Bauern. Sie dienten dem Herrenhaus Keyenberg, einer Wasserburg, die höchstwahrscheinlich schon an der Stelle des heutigen Haus Keyenberg stand.

Es gab 93 Joch Herrenland, Wiesen für 10 Heuwagen und Gemeindewald für 1000 Schweine. 93 Joch bebaubares Land dürften etwa 357 Morgen gewesen sein.

Das Jahr der ersten schriftlichen Erwähnung wird auch als Gründungsjahr des Ortes bezeichnet, obwohl die Ansiedlung sehr viel früher existiert hat, wie die Funde aus römischer Zeit beweisen.

Südwestlich von Haus Keyenberg stecken Fundamente einer „villa rustica“ im Boden. Auf dem Südhang der Köhm, einem kleinen Bach hinter Haus Keyenberg, kamen vor Jahrzehnten römische Urnengräber zu Tage.

Bis zum 2. Weltkrieg wurden im Turm der Keyenberger Kirche römische Funde aufbewahrt: Ziegel, ein Säulenstumpf, ein Weihestein mit Inschrift und Glas- und Tongefäße.

Auch ein Altarstein aus dem 2. bis 3. Jahrhundert blieb fragmentarisch erhalten. Dort wird ein Mann namens Trofimus benannt, der mithin ältester bezeugter Keyenberger Bürger ist.

Seit dem 14. Jahrhundert gehörte Keyenberg zum Herzogtum Jülich. Von 1398 bis 1554 bildete der Dingstuhl Keyenberg mit Berverath und Westrich ein eigenes Gericht, dann wurde es dem Gericht Wanlo zugeschlagen. Wanlo wiederum lag im jülischen Amt Kaster.

Im Achtzigjährigen Krieg hatte das Dorf in den Jahren 1585 und 1586 unter dem Einfall spanischer Truppen zu leiden. Im März des Jahres 1642 zerstörten hessische Truppen im Dreißigjährigen Krieg mehrere Häuser, darunter den Rittersitz Patteren.

Unter der französischen Herrschaft von 1794 bis 1814 gehörte Keyenberg zur Mairie Kuckum im Kanton Erkelenz.

1815 gelangte Keyenberg zu Preußen. Die ehemalige Mairie Kuckum wurde zur Bürgermeisterei Keyenberg im Landkreis Erkelenz, aber ohne den Ort Kuckum, das zur Bürgermeisterei Wanlo kam. Die neue Bürgermeisterei Keyenberg bestand aus den Orten Berverath, Borschemich, Kaulhausen, Keyenberg, Venrath und Westrich.

1848 wurde die Bürgermeisterei in die drei Spezialgemeinden Keyenberg, Borschemich und Venrath aufgeteilt. Zu Keyenberg gehörten Berverath und Westrich, zu Venrath Kaulhausen. Die Bürgermeisterei blieb aber weiterhin bestehen.

Am 27. Februar 1945 nahmen während der Operation Grenade amerikanische Soldaten des 175. Regiments der 29. US-Infanterie Division das Dorf ein.

1938 wurden die Bürgermeistereien Keyenberg und Immerath zum neuen Amt Holzweiler zusammengelegt. Am 1. Januar 1972 wurde das Amt im Rahmen der kommunalen Neugliederung aufgelöst und seine Gemeinden Teil der Stadt Erkelenz1.

Seit Dezember 2016 besitzt der Ort den Umsiedlerstatus. Das heißt, dass der Ort dem nahenden Braunkohleabbau Garzweiler II weichen muss. Die Dörfer Keyenberg, Westrich, Berverath und Kuckum werden gemeinsam umgesiedelt.

2017 hatte Keyenberg 813 Einwohner, wobei der prozentuale Anteil männlich zu weiblich bei 52 % zu 48 % lag.

Wie in den Nachbardörfern auch war die Haupterwerbsquelle bis ins 19. Jahrhundert hinein derAckerbau und die Viehzucht. 1799/1801 gab es 19 bäuerliche Familien. 1858 / 1861 lebten 168 Bauern mit 461 Angehörigen, 80 Knechten, 83 Mägden und 38 Tagelöhnern von der Landwirtschaft als Haupt- und Nebengewerbe in der Bürgermeisterei, die aus den Ortschaften Keyenberg, Westrich und Berverath bestand. Sogar 1970 waren noch 36 Einwohner in der Landwirtschaft beschäftigt. Im Jahre 2018 arbeiteten nur noch 2 Bauern nebenberuflich.

Die etwas mehr als 830 Einwohner Keyenbergs im Jahre 2017 sind größtenteils katholisch. Erst mit dem Bau der Neubaugebiete nach dem 2. Weltkrieg erhöhte sich der Anteil der evangelischen Bevölkerung etwas. Diese gehören zur evangelischen Gemeinde Wickrathberg.

Im Jahre 2014 feierten die Keyenberger Bürger das 1300-jährige Bestehen ihrer Pfarrkirche Heilig Kreuz. Demnach sei die Kirche bereits 714 oder 716, gespendet durch die Heilige Plektrudis, gebaut worden, was aber ein geschichtlicher Irrtum ist. Wahrscheinlich existiert eine Kirche in Keyenberg seit der spätkarolingischen Periode im 9. Jahrhundert. Von einem einfachen, kleinen Saalbau entwickelte sich die Kirche zu einem neugotischen Bau.Die heutige äußere Gestalt bekam die Kirche 1866-67 und 1912-14. Diese Kirche wurde im Innenraum bei nachfolgenden Renovierungen weiß gestaltet. Bei der Renovierung 1979 erhielt sie wieder die prunkvolle Bemalung des Baus von 1914.